Hauptwache sehen, hören, fühlen
Für das Stadtplanungsamt des Magistrats Frankfurt durfte ich neben anderen Kunstarten einen Poetry Slam Workshop direkt am größten Platz der Stadt halten: der Hauptwache. Innerhalb von ein paar Stunden habe ich mutiges Laufpublikum unterstützt ein paar Texte zu verfassen. Was hören wir auf der Hauptwache? Was haben wir auf ihr erlebt? Wie nehmen wir sie wahr?
Ich durfte ein Gedicht vorab als Rahmen verfassen, das die kleinen Textfetzen der Menschen als Anfang und Ende dienen sollte. Am Ende haben wir sogar die Ergebnisse zusammen live vor Ort vorgetragen und daraus wohl das größte Poetry Slam Team der Welt geschaffen – sechs Menschen standen am Ende mit mir auf der Bühne. Das Vortragen der anderen sieben Textfetzen habe ich für die Personen übernommen, die nicht so lange bleiben konnten.
Der Beteiligungsprozess
Es ist wichtig, Menschen die Möglichkeit zu geben sich zu beteiligen. Wir alle nehmen unsere Welt anders war. Wir alle haben andere Wünsche. Und wenn es darum geht das Herz der Stadt über die nächsten Jahre neu aufzubauen, ist es wertvoll die Meinungen von denen zu kennen, die täglich über die Hauptwache gehen. Das könnt ihr auch immer noch – der Beteiligungsprozess wird über die nächsten Monate noch weiter gehen. Mehr Informationen zum Projekt #HaupwacheZukunft findet ihr hier.
Das Gedicht zur Hauptwache
Es gibt eine Stadt, tief im Inner’n von Hessen
Die groß wirkt und trotzdem so klein
Sie steht für’s Erinnern und nicht für’s Vergessen
Es ist die Stadt Frankfurt am Main
Die Häuser, sie kratzen ganz oben die Wolken
Die Schluchten dazwischen so tief
Sie ist, was wir Menschen schon längst von ihr wollten,
’ne Stadt mit ganz schönem Betrieb!
Inmitten von Hektik und Heckmeck und Trubel
Und Hickhack und Tick-Tack der Uhr
Kann jeder von uns voller Freude auch Jubeln
Man lebt hier das Leben noch pur!
Hier trinkt man noch Äppler aus feinem Kristallglas
Ich glaube, das nennt man Gerippt
Grie’Soß hat doch sieben der Kräuter als Mahlmaß –
Ich hätt fast auf sechs nur getippt
Wenn Straßen die Adern, wir Menschen das Blut sind,
Ist ein Ort das Herz dieser Stadt
Ein Ort, der auch stets dafür sorgt, dass die Glut glimmt
Und Leidenschaft in uns entfacht
Ein Ort der für uns eine Hauptsache darstellt
Ein Platz – mit ganz schön viel Platz
Ihr wisst, was uns über die Hauptwache einfällt:
Es ist mehr als einfach ein Satz
[Hier kommen die Textfetzen der Workshopteilnehmer:innen]
So viele Geschichten, im Guten und Schlechten,
Erlebt und erzählt und gehört
Doch nur dieser Ort ist noch einer der Echten,
– Der uns begeistert, empört
Man hört mit den Ohren so viel auf den Plätzen
Nur hier hört man Heimat heraus
Wir treffen uns zwischen nur-einmal-kurz-setzen
Und Ich-verlier-Zeit-in-den-Staus
Wir hören das Leben als Echo durch Gassen
Als Freude, die laut lachend ist
Wir sind gerne hier und wir können’s auch lassen,
Weil Schönheit auch Hauptwache ist